Dienstag, 29. September 2009

Beten für Gonzo

Gonzo ist am letzten Wochenende unter die Pferde geraten.
Nun liegt er seit Sonntag in Oldenburg in der Klinik, wo versucht wird sein Kreislauf zu stabilisieren, damit er endlich OP tauglich wird.
Er hat gebrochene Rippen, daß Zwerchfell ist gerissen und er hat Luft in der Lunge.
Es sieht also nicht gut aus.
Falls es so etwas wie einen Gott wirklich gibt:
Bitte Lieber Gott, das hat er nicht verdient. Lass unseren Günther noch ein paar schöne Jahre haben. Lass ihn noch etwas bei uns bleiben.
Wir wollen ihn noch nicht vermissen müssen.
Sollte das nicht dein Wille sein, lass ihn nicht unnötig leiden und mach das die Ärzte eine klare Entscheidung treffen können.

 


Freitag, 18. September 2009

5 Jährige sind anders, Füchse auch

Zahnkappen? Sattelkontrolle? verläuft eine Wasserader unter seinem Trog? Oder ist der Wetterumschwung schuld? Meine Osteo könnte ja auch mal wieder drauf gucken lassen, oder reite ich doch grottiger als ich ohne hin von mir denke?

Ich sinniere über den Grund den mein bisher tot braver Herbert haben könnte, vom Equiden Doctor Jekyll


 in den diabolischen Mr Heyde zu mutieren.



Eine liebe Bekannte versuchte derweil meine Selbstzweifel zu zerstreuen und mich zu beruhigen, in dem sie mir versicherte, der "Gute" sei gerade in der Pubertät. Manch einen 5 Jährigen könne man eben nicht gebrauchen. Ich überlegte kurzzeitig, ob ich Herbert nicht tatsächlich einfach in die Ecke stellen sollte und dort Spinnenweben ansetzen lasse. Jedenfalls so lange bis er ein Jahr Älter und damit automatisch Weiser wird.

Aber von vorne:

Ich spüre das ja schon länger. Da hinten links im Gesäßknochen. Der Bursche wird seltsam.
Das fing mit einer gewissen spannigkeit an. Die habe ich mehr erahnt als wirklich reell wahrgenommen.
Soll heißen, Herbert hat eine relativ hohe Grundlockerheit, die es ihm verbietet „normal“ zu klemmen. Genau betrachtet, merkt man als Reiter das Ausmaß seiner Spannigkeit in der Regel erst dann, wenn man ungewollt den Boden küsst.
Allenfalls hat man dann noch die Gelegenheit sich verdattert zu fragen, wie es denn zu dieser ungewollten Demonstration der Gravitationskraft am eigenen Leibe kommen konnte.
Großartig Intervenieren ist jedenfalls nicht.

Ich hatte kürzlich das Vergnügen und landet mit einem Mustergültigen Flachköpper im Teppich.
Zu Recht irgendwie. Denn ich verfing mich mit meinem Fuß in den Überresten des alten Zauns. Dieser Rückstoß, so wie das Geräusch, des sterbenden Zauns, erschreckte das verspannte Füchslein so sehr, das er diese Spannung in lustige, Mehrdimensionale Bewegungen entlud.

Die freundlichen Beobachter erzählten mir später, das hätte Optisch etwas von einer Nurejew Persiflage in einem Travestie Theater gehabt.


Rudolf Nurejew, 1962 © Hannes Kilian

Wie dem auch sei, diese Einlage war für mich nicht mehr zu sitzen.

Mein Therapeut sagt immer, ich müsse dringend lernen, immer das Positive aus jeder Situation zu ziehen.
Also gut Herr Doktor: Die Anschaffung des Swinggroundes hat sich bezahlt gemacht. Ich landete wenig elegant aber sehr weich auf meinem Steiß. Astreiner Reitplatzbelag das.

Das Füchschen verhielt sich Mustergültig, in dem es schnorchelnd zurück kam und sich fragend über mich beugte. Oder habe ich das etwa Fehlinterpretiert und er verbuchte das als Lernerfolg?
Ach nein, ich will ja positiv Denken. Toll, daß er zurück gekommen ist. Im Gelände ist solch Verhalten Gold wert.

Fortsetzung folgt...........Leider





Sonntag, 13. September 2009

Mein Dilemma mit dem Sport

Diskussionen über Doping, unlautere Trainingsmethoden und zum Teil völlig, exaltierte Bewegungsabläufe im Viereck, denen ich persönlich die Natürlichkeit abspreche, haben dazu geführt, das ich mir um den Sport Gedanken mache, wie niemals zu vor.
Der Satz einer Internet Userin in meinem Lieblingsforum, bringt mein persönliches Dilemma auf den Punkt:

Zitat: In einem Thread über die EM der Reiter wird darüber diskutiert, ob es den gerollkurten oder dem gedopten Pferd schlechter geht.....
Das sagt ALLES notwendige zu der derzeitigen Situation des Sportes aus.

Diese Aussage hat mich nachhaltig getroffen, wie ein Schwall Eiswasser.
Ich gestehe, das ich mich bisher auf großen Turnieren in der Regel wohl gefühlt habe. Ich habe sie gerne gesehen, die wunderschönen Pferde und die „Großen“ der Reiterei.
Ich habe schon immer lieber auf dem Abreiteplatz geguckt als die eigentliche Prüfung.
Aber selbst dort habe ich Rückblickend vieles „übersehen“ und mich an dem erfreut, was ich Alltäglich nicht so Hautnah zu sehen bekomme. Wahnsinns Pferde und gut sitzende Reiter. Reiterei, wie sie doch eigentlich sein sollte.
All die öffentlichen Diskussionen und auch das Gerede hinter der Hand habe ich für mich ausgeblendet, wenn ich auf der Tribüne saß.
Das der Sport seltsame Blüten treibt ist mir indes Bewusst. Ich lebe ja nicht im Wendyland.
Auch das der Sport schon länger nicht mehr mit den Dogmen der Klassischen Reiterei in Einklang zu stehen scheint, ist mir als passionierte Theoretikerin mit Augen im Kopf eigentlich Klar.
Die Frage wie Pferde gerecht diese Sparte der Reiterei ist und wie fair diese Pferde in der Masse trainiert werden, habe ich in diversen Diskussionen durchgekaut und eigentlich einen ganz klaren Standpunkt.
Eigentlich?!
Ja! Denn bei all dem habe ich mir nie Bewusst gemacht, wie weit weg diese Themen immer dann für mich sind, wenn es um meine persönliche Erbauung und meine Vorbilder geht.
Nun fühle ich mich, als hätte ich die Doppelmoral mit Löffeln gefressen.
Schließlich liebe ich die Pferde und ich verurteile die Reiter in meinem Umfeld, für die Pferde Sportgerätestatus zu haben scheinen. Die, welche für den Erfolg alle ethischen Maßstäbe über Bord werfen und ihre Pferde auf die eine oder andere Weise malträtieren.
Warum fällt es mir dann so schwer meine Maßstäbe bei den großen genau so schonungslos anzulegen und diesbezüglich Konsequenzen zu ziehen?
Ich frage mich derzeit, wer ist eigentlich Schuld an der Misere? Habe ich das Recht, es mir möglichst einfach zu machen? Ich kann doch diese Frage nicht pauschalisieren, in dem ich Richtern, Reitern und Verbände die Generalschuld gebe.
Aber was kann ich tun? In einer Welt, zu der ich gar keinen Zutritt habe?
Darf ich mir Anmaßen eine Meinung zu haben, obwohl ich nur Vordergründig informiert bin, in dem ich einschlägige Medien konsumiere und das treiben auf Abreiteplätzen beobachte?
Wer sieht sich denn den Sport an? Wer applaudiert wenn die Pferde spektakulär durch die Vierecke tanzen? Wessen Anerkennung erhalten die Reiter? Wer ist in der Masse Meinungsbildend?
Wer prägt mein Verständnis von guter Pferde gerechter Reiterei?
Wer zahlt Ticketpreis und kauft Merchandising Artikel so wie von Spitzenreitern beworbene Marken?! 
Ich bewundere eine Isabell Werth für ihre Reiterei und verabscheue gleichzeitig ihr Verhalten im Bezug auf die Doping Affäre. Kann ich das so klar trennen?
Wo sind die Grenzen zwischen menschlichen Fehlentscheidungen und Tierquälerei für den sportlichen Ruhm?
Ich verurteile alle Ausbildungsmethoden, die der s.g learned Helpless dienen und kann doch nicht ausschließen, das die Reiter, denen ich Applaus und Anerkennung zolle, sauber und nach klassischen Maßstäben ausbilden.
Ich finde derzeit keine Antwort auf all meine Fragen und bin mir nicht sicher, ob ich es schaffe, die Konsequenzen, die ich eigentlich kenne für mich auch zu ziehen. 
Dabei kann ICH nur eines tun, den Pferden zu liebe. Keine Tikets mehr kaufen, keinen Beifall mehr geben und keine Lanze mehr brechen.
Dabei würde ich nichts lieber, als mich auch weithin uneingeschränkt an den schönen Pferden zu erfreuen.
Aber werde ich das je wieder unbeschwert können? Ich meine, ohne mich künftig fragen zu müssen, wie hoch wohl der Preis ist, den das jeweilige Pferd eventuell bezahlen musste um diese Leistung zu erbringen, an der ich mich erfreuen will?!
Das klingt alles recht theatralisch, so das ich noch gar nicht richtig fasse, das ich das wirklich Denke.
Aber wie begegnet ein Mensch wie ich, dieser Situation? Jemand der die Pferde liebt und den Sport gerne guckt?! Jemand , der eigentlich lieber weiß statt glaubt?!